In meinem Blog "Annettes-Schreibzeug" erzähle ich Geschichten von Menschen, von Ereignissen und sammle besondere Momente.
Ich freue mich, euch Lori vorstellen zu dürfen. Sie ist als Gast ins Schreibzeug eingezogen und wird uns im „Lori Journal“ an ihren Gedanken teilhaben
lassen.
Neuigkeiten im Schreibzeug |
21.12.2024, 19:30
"Es war kein amouröses Gefühl, es war Vereherung". Die Bedeutung eines Lehrers für Wachstum und Persönlichkeitsentwicklung eines Schülers mehr
17.12.2024, 16:30
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17.12.2024
Draußen begann es zu dämmern, ein kalter Wind kündigte den nahen Winter an. In ihrem Salon sorgte der Kaminofen für gemütliche Wärme, aus ihrer großen Steinguttasse ließ heißer Tee Zimtgeruch aufsteigen. Über die Lautsprecher ihrer Boxen lief Karl Jankins, Palladio. Musik, die sie erst vor wenigen Tagen entdeckt hatte und seit dem in Dauerschleife hörte.
Gerade als sie sich in ihre Sofadecke einwickeln wollte und ein Buch zur Hand nahm, klingelte es. Ungewöhnlich.
Sie erwartete niemanden. Ihre Freudinnen hatten es sich schon längst abgewöhnt, spontan auf einen Kaffee vorbeizukommen. Auch sie konnte sich kaum noch erinnern, wann sie zum letzten Mal unangekündigt zu Besuch gekommen war. Neugierig ging sie zur Tür und öffnete.
Vor ihr stand ein kleiner, älterer Herr. Brauner Wintermantel, graue Tuch Hose, graue Schiebermütze. Hinter einer goldumrandeten Brille strahlten zwei hellblaue, schräg stehende Augen und das ganze rundliche Gesicht lächelte. Sie lächelte freundlich zurück in der Annahme, dass er Spenden für den Träger der nahgelegenen Wohneinrichtung für Menschen mit Behinderung sammeln würde. Sie griff zu ihrem Mantel an der Garderobe, in dessen Seitentasche noch das Portemonnaie steckte „Muss auf`s Klo“ stieß es aus dem älteren Herrn hervor. Ihr Lächeln gefror, fiel in sich zusammen, ihr Rücken wurde steif, Bilder stiegen auf, die sie nicht zu deuten wusste. Sie stand, wie neben sich. „Das ist jetzt schlecht“ stammelte sie.
Der ältere Herr lächelte, winkte, drehte sich herum und ging. Beschämt blieb sie im Türrahmen stehen, konnte nicht glauben, wie sie reagiert hatte. Was hatte sie gehindert diesem Mann ihre Toilette anzubieten? Sie selbst kannte es nur zu gut, wie es sich anfühlte, eine öffentliche Toilette zu suchen und keine zu finden. Der ältere Herr war schon längst aus ihrem Blick verschwunden, als sie die Haustür schloss und sich auf das Sofa im Salon fallen ließ.
In Gedanken versunken saß sie da, als ihr Sohn den Kopf zur Tür herein steckte. Sie hatte nicht bemerkt, dass er hereingekommen war. Er war in Eile, wollte nur kurz was abholen
„Na, alles klar“, fragte er mit leicht besorgtem Blick, als er sie so auf dem Sofa sitzen sah.
„Mir ist gerade etwas Seltsames passiert“ .Sie berichtet von dem älteren Herren und von ihrer Reaktion auf seine Bitte.
„Na, da hast du echt nicht gut performt Mama“, kommentierte er ihre Darstellung. Schweigen. „Weißt du, was das Schlimmste war“, ordnete sie ihre Gedanken, „das Schlimmste war, dass er lächelte, als ich ihm seine Bitte abschlug. Hätte er geschimpft, mich beleidigt oder mir sein Unverständnis um die Ohren gehauen, wäre es jetzt für mich leichter.
„Wie nachhaltig doch Freundlichkeit ist“, sagte ihr Sohn beim Rausgehen.
Admin - 10:04 @ besondere Momente | Kommentar hinzufügen
Über mich
Sozialpädagogin
Systemische Beraterin und Systemische Kinder-und Jugendtherapeutin
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