16.11.2024
„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt“. Dieser Satz von Mahatma Ghandi begleitet mich seit meiner Jugend. Als junge Frau, mit grauen Wildleder-Boots und Parker stand ich in den 80iger Jahren im Bonner-Hofgarten und war mir sicher, ein Teil einer Veränderung zu sein, die Frieden in die Welt bringen kann.
Der Wunsch nach dauerhaftem Frieden, nach Freiheit und Sicherheit brachte damals tausende von Menschen in der Friedensbewegung auf die Straße.
Was lässt Menschen aufstehen, die Welt verändern zu wollen, manchmal sogar wenn sie Sorge um Leib und Leben haben müssen? Was lässt den Glauben entstehen, die Welt sei veränderbar durch das eigene Tun? Durch das Tun eines einzelnen Menschen. Woher kommen der Mut und der Wille dazu? Ist es Zorn, Ungerechtigkeit, Unfreiheit, Ausweglosigkeit, Armut, Angst, Willkür…..?
Ich habe keine Antworten auf diese Fragen. Doch, dass es diese Menschen gab, gibt und hoffentlich weiter geben wird ist notwendig. Mahatma Ghandi war einer von ihnen.
Ghandi hält uns den Spiegel vor, für die Gestaltung unserer Welt mitverantwortlich zu sein. Es ist der Appell, die Komfortzone zu verlassen, nicht im Klagen, Schimpfen und im Klein-Klein der eigenen Bedürfnisse zu verharren, sondern aufzustehen und zu handeln. Das können auch kleine Schritte sein. Ich kann
meinen Konsum überdenken und einschränken,
keine Erdbeeren im Januar essen,
kann die Vielfalt in deutschen Vorgärten steigern,
kann entscheiden, wieviel Vielfalt ich bei Meinungsäußerungen anderer respektieren möchte,
kann meine Haltung zeigen, wenn Menschen Hass und Hetze verbreiten.
Ich kann Fremden freundlich begegnen und mein Herz für Neues öffnen.
Das ist Auftrag und Chance zugleich.
Doch all das braucht den Glauben, dass es sich lohnt, immer wieder den Stein des Sisyphos den Berg hinauf zu rollen, verbunden mit der Hoffnung, etwas wirklich verändern zu können.
In diesem Zusammenhang hat mich der letzte Satz des Buches „Annette, ein Heldinnen-Epos“ von Anne Weber sehr berührt. Das Buch erzählt die Geschichte von Anne Beaumanoir, einer vergessenen Heldin des letzten Jahrhunderts.
iner Freiheitskämpferin in der Résistance gegen die deutsche Besatzung und im Algerienkrieg gegen die Franzosen, eine Gerechte unter den Völkern in Jad Vashem, Ärztin und Mutter von drei Kindern. Sie opferte dem Kampf gegen die Unterdrückung fast alles und hatte am Ende ihres Lebens viel verloren.
Anne Weber schließt ihr Buch über das Leben von Anne Beaumanoir mit Worten von Camus:
«Der Kampf, das andauernde Plagen und Bemühen hin zu großen Höhen, reicht aus, ein Menschenherz zu füllen. Weshalb wir uns Sisyphos am besten glücklich vorstellen.»
Albert Camus: Der Mythos des Sisyphos
Annette, ein Heldinnenepos, Anne Weber
Admin - 09:27 @ Lori Journal
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