Blog Annettes Schreibzeug

In meinem Blog "Annettes-Schreibzeug" erzähle ich Geschichten von Menschen, von Ereignissen, sammle besondere Momente und nehme Bezug auf aktuelle Themen der Zeit. Ich freue mich, euch Lori vorstellen zu dürfen. Sie ist als Gast ins Schreibzeug eingezogen und wird uns im „Lori Journal“ an ihren Gedanken teilhaben lassen.

Neuigkeiten im Schreibzeug

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14.04.2025, 13:55

"Walk and Talk" Biebesheimer Frauenspaziergang

Die sogenannten „Ladies Strolls“, geplante Spaziergänge für Frauen, die gern neue Kontakte knüpfen möchten.    mehr


26.03.2025, 17:46

Leichtigkeit, ein schweres Geschäft

von der Suche nach Leichtigkeit, Impuls Vanessa Geuen https://www.schreibheimat.de/angebote   mehr




Neueste 5 Einträge

  • „Walk and Talk“, Biebesheimer Frauenspaziergang ist gestartet.
  • Leichtigkeit, ein schweres Geschäft
  • Schutzgebiet der Wut
  • Eine Ode an die Freundin
  • #Demokratieschützen

19.11.2024

As it is. So, wie es ist

FADEN[1].jpgLories Gedanken über den „Roten Faden“ in ihrem Leben.

As it is. So, wie es ist

Da ist ein roter Faden, dem du folgst.
Er führt durch die Dinge, die sich verändern.
Aber er selbst verändert sich nicht……

William Stafford

Ist da wirklich ein roter Faden in meinem Leben? Einer, der mir Halt gibt, der mir den Weg weist, der mich nicht verrät oder mich aufs Glatteis führt?

Viele Jahre fühlte ich nicht das geringste Stückchen Faden in mir, der mir einen Hinweis hätte geben können, wer ich bin und wohin es mit mir gehen soll. Was ich fühlte war ein Knäuel, verwickelt, verfilzt, ohne Anfang und Ende und allermeist hielt es sich betonschwer in meiner Magengegend auf. Wenn es wenigstens nur ein einziger  Faden gewesen wäre, den es galt zu entwirren. Doch es waren so viele Fäden, so viele Bilder, Ideen, Wünsche und Träume, die gelähmt in diesem Bündel feststeckten.dnner Faden.jpg

Um mich herum schienen alle ihren Faden fest in der Hand zu halten, als müssten sie nur daran ziehen, um ihm folgen zu können.

Mit 14 schmiss ich mich mehrmals wöchentlich auf meine blau gestreifte Couch, wenn ich aus der Schule kam. Mit dem brennenden Gefühl nicht richtig für diese Welt zu sein, drückte ich mein verweintes Gesicht in die Kissen. Zuviel Wut, zu wenig weibliche Angepasstheit, zuviel Widerstand, zu wenige Freundinnen, deren Seelenverwandtschaft mich hätte richtig fühlen lassen.

Wenn mich mein „ich schmeiß mich auf die Couch“ Tag in der Mittagspause meines Vaters erwischte, hatte ich Glück. Meist reichte seine Zeit nur für ein schnelles Essen und für  einen Blick in die Zeitung. Doch er setzte sich zu mir, strich mir über den Kopf  und schwieg. Ich war ihm dankbar für sein Schweigen. Hätte er gefragt, was los sei, hätte ich keine Worte gehabt, die meinen tobenden, überschwappenden Schmerz hätten beschreiben können.

Er schwieg einfach und strich mir liebevoll über den Kopf. Sein Schweigen gab mir die Sicherheit, nicht allein auf der Welt zu sein. Dass es mindesten einen Menschen gab, für den ich richtig war und dem die Suche nach sich selbst und dem ungewissen Weg dorthin, nicht fremd zu sein schien.
Mit einem kleinen Knuff an den Oberarm und einem letzten Streicheln des Kopfes verabschiedet er sich und ließ die Zimmertür beim Rausgehen angelehnt.

Langsam konnte ich aus den Bauch-Stürmen auftauchen und in die Gegenwart meiner blau gestreiften Couch zurückkehren.

Es hat noch viele Jahre gedauert, bis sich das Knäuel in mir langsam entwirrte. Getragen hat mich die Gewissheit, mindesten einen Menschen zu kennen, für den ich richtig war. Einen Faden, den ich nie mehr losließ.

Schreibimpuls

Admin - 23:17:54 @ | Kommentar hinzufügen

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