Blog Annettes Schreibzeug
In meinem Blog Annettes Schreibzeug erzähle ich Geschichten von Menschen, von Ereignissen und von gesammelten Momenten, die ihr in der Rubrik "Prosaquarz" findet. Dann freue ich mich, dass Lori als Gast ins Schreibzeug eingezogen ist und uns in ihrem Logbuch unter "Hör ma !" an ihren Gedanken teilhaben lässt. In der Kategorie "aus der Schreibwerkstatt" findet ihr Texte aus dem kreativen und biographischen Schreiben der Schreibheimat Vanessa Geuen https://https://www.schreibheimat.de/. Und zu guter Letzt gibt es auch noch Lyrik mit kurzen Gedankenschnipseln.
Neuigkeiten im Schreibzeug | ![]() |
13.10.2025, 19:01
Ein Salonabend mit Erinnerungsschätzen aus dem Kleiderschrank
Ein Abend im Salon. Der Duft von Mut, Inspiration, Freude und Trauer liegt in der Luft liegt, wenn fünf Frauen ihre Erinnerungsschätze aus dem Kleiderschränk präsentieren. mehr
12.09.2025
Lebendigkeit, oder die Kraft eines Fotos mit Badeanzug
Ich habe mir einen sündhaft teuren Badeanzug gekauft. Er ist flaschengrün, liegt schmeicheln auf der Haut und hat einen Schnitt, der für Diven gemacht ist. Er kennt den Körper einer Frau und setzt jede weiche Körperwindung wirkungsvoll in Szene. Er ist nicht mein Erster. Eine respektable Sammlung von Tankinis, Bikinis und monströsen, schwarzen Shapewear-Einteilern bewohnt die unterste Schublade meines Kleiderschrankes. Sie alle gaben mir beim Kauf das Versprechen, mir eine “schöne” Figur zaubern zu können, niemals hielten sie es ein.
Früher, früher ist das kleine Zeitfenster zwischen überstandener, körperkritischer Pubertät und den scheinbar unumgänglichen, trotz Öl-Bürstenmassage nicht abwendbaren Dehnungstreifen einer Schwangerschaft, also in diesem “Früher”, diesem kleinen Zwischenstopp meinesLebens, trug ich Bikini. Vier kleine Stoffdreiecke bedeckten meinen Körper und machten ihre Arbeit gut. Das denke ich jedenfalls, wenn ich heute Fotos von damals anschaue und eine schöne junge Frau sehe.
Mit zunehmenden Jahren nahm die Menge des Stoffeinsatzes zu, bis ich dann irgendwann bei dieser schwarzen Shapewear landete. Sie drückt, formt und quetscht alles zusammen, was sich am Körper bewegen kann. Ging ich wirklich einmal mit ihr ins Wasser, fühlte ich mich eher wie eine gepanzerte Schildkröte, als wie ein munterer Fisch im Wasser.
Alle Badeanzüge hatten eines gemeinsam. Ich fühlte mich unwohl in ihnen und schämte mich bisweilen. Besonders, wenn ich aus dem Wasser kam, der nasse Stoff sich auf den Köper legte und jede noch so kleine Köperwulst unvorteilhaft hervorhob.
Ich begann Schwimmbäder zu meiden und im Urlaub hatten nur meine Füße das Vergnügen, mit Meerwasser in Berührung zu kommen.
Im Laufe der Jahre lernte ich durch geschickten Einsatz von vorteilhaften Schnitten und Materialien meinen angezogenen Körper so anzunehmen, wie er ist und ihn an guten Tagen sogar attraktiv zu finden. Abgesehen vom Tragen eines Badeanzuges schloss ich Frieden mit meinem Körper und bin stolz auf ihn, dass er mich gesund und verlässlich durch die Jahre trägt.
Der Kauf dieses unerhört schönen Badeanzugs fiel natürlich nicht geisterhaft vom Himmel, sondern stand in unmittelbarem Zusammenhang mit einem Foto. Ein Foto, auf dem vier Frauen Hand in Hand von einem Steg aus ins Wasser springen Palais Fluxxletter Nr.232. Ihre Lebensfreude leuchtet in ihren Gesichtern, kein verschwendeter Gedanke an das Aussehen ihrer Körper. “Lebendig” schoss es mir durch den Kopf. Sie sind lebendig. In Gedanken stand ich mit ihnen auf diesem Steg und sprang mit ihnen ins Wasser. Spürte die Kühle und das Prickeln auf der Haut. Dann fühlte es sich federleicht an, so, wie es sich nur im Wasser anfühlen kann, wenn die Schwerkraft aufgehoben ist. Jede Zelle meines Körpers war wachgeküsst und jubelte vor Freude. Lebendig eben.
Ich muss jetzt Schluss machen, meinen flaschengrünen Badeanzug einpacken und gleich los, eine 10-er Karte fürs Schwimmbad kaufen.
Tschüss eure Lorie
Admin - 04:06:48 @ "Hör ma!" Loris Logbuch | Kommentar hinzufügen
